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Es gibt viele unterschiedliche Regeln, wie Versetzungszeichen notiert werden. LilyPond hat eine Funktion, mit der spezifiziert werden kann, welcher Stil benutzt werden soll. Diese Funktion kann man wie folgt benutzen:
\new Staff << #(set-accidental-style 'voice) { ... } >>
Der Versetzungszeichenstil bezieht sich auf das aktuelle
Notensystem in der Standardeinstellung (eine Ausnahme
bilden die Stile piano
und piano-cautionary
,
die weiter unten erklärt werden). Die Funktion kann aber
auch ein zweites Argument erhalten, mit der spezifiziert
wird, auf welchen Bereich sich der neue Stil erstreckt.
Um etwa den neuen Stil in allen Systemen einer
Stimmbruppe (StaffGroup
) zu benutzen, müsste der Befehl so aussehen:
#(set-accidental-style 'voice 'StaffGroup)
Folgende Versetzungszeichenstile sind unterstützt. Um jeden Stil zu erklären, wird folgendes Beispiel benützt:
NotenA = { << \relative c' { cis'8 fis, d'4 <a cis>8 f bis4 | cis2. <c, g'>4 | } \\ \relative c' { ais'2 cis, | fis8 b a4 cis2 | } >> } NotenB = { \clef bass \new Voice { \voiceTwo \relative c' { <fis, a cis>4 \change Staff = oben cis' \change Staff = unten <fis, a> \change Staff = oben dis' | \change Staff = unten <fis, a cis>4 gis <f a d>2 | } } } \new PianoStaff { << \context Staff = "oben" { #(set-accidental-style 'default) \NotenA } \context Staff = "unten" { #(set-accidental-style 'default) \NotenB } >> }
Die letzten Zeilen des Beispiels könnten auch mit folgendem Code ersetzt werden, solange der gleiche Versetzungszeichenstil in beiden Systemen benutzt werden soll:
\new PianoStaff { << \context Staff = "up" { %%% change the next line as desired: #(set-accidental-style 'default 'Score) \musicA } \context Staff = "down" { \musicB } >> }
default (Standard)
b
(H) im zweiten
Takt oder dem letzen c
gesetzt:
voice (Stimme)
Das normale Verhalten ist es, die Versetzungszeichen
auf der Notensystemebene zu erinnern. In diesem
Stil aber werden Versetzungszeichen individuell für
jede Stimme errechnet. Abgesehen davon gelten die
Regeln des Standardstiles (default
).
Das hat zur Folge, dass Versetzungszeichen von einer
Stimme in der anderen nicht aufgelöst werden, was oft
ein unerwünschtes Ergebnis ist: im folgenden Beispiel
kann man schwer sagen, ob das zweite a
unalteriert
oder erhöht gespielt werden soll. Die voice
-Option
sollte also nur benutzt werden, wenn die Stimmen
separat von unterschiedlichen Musikern gelesen werden.
Wenn das System nur von einem Musiker benutzt wird
(etwa der Dirigent oder ein Klavierspieler), dann
sind die Stile modern
oder modern-cautionary
besser.
modern (Modern)
Dieser Stil orientiert sich an den üblichen Regeln für das 20. Jahrhundert. Die gleichen Versetzungszeichen wie im Standardstil werden gesetzt, allerdings mit zwei Ausnahmen, die Uneindeutigkeiten verhindern sollen: nach vorübergehenden Versetzungszeichen werden Auflösungszeichen auch im folgenden Takt gesetzt (für Noten innerhalb der selben Oktave) und im gleichen Takt für Noten in unterschiedlichen Oktaven. Daher kommen also die Auflösungszeichen vor dem H und dem C im zweiten Takt des oberen Systems:
modern-cautionary (Modern mit Warnungen)
Dieser Stil ähnelt modern
, aber die „zusätzlichen“
Versetzungszeichen (die normalerweise nicht gesetzt werden)
werden als Warnungen gesetzt. In der Standardeinstellung werden
sie in Klammern gesetzt, aber sie können auch in kleinerer
Größe gesetzt werden, wenn man die cautionary-style
-Eigenschaft
von AccidentalSuggestion
definiert.
modern-voice (Modern für Stimmeen)
Diese Regel wird für vielstimmige Noten benutzt, die sowohl von
unterschiedlichen Spielern für jede Stimme als auch von einem Spieler
für alle Stimmen benutzt. Versetzungszeichen werden für jede
Stimme gesetzt, aber sie werden über die Stimme hinweg
aufgelöst innerhalb des selben Notensystems. Das a
im letzten
Takt ist also aufgelöst, weil die vorigen Auflösung in einer anderen
Stimme stattgefunden hatte, und das d
im unteren System ist
aufgelöst wegen eines Versetzunszeichens in einer anderen Stimme im
vorigen Takt:
modern-voice-cautionary (modern mit Warnungen für einzelne Stimmen)
modern-voice
, nur dass hier
die zusätzlichen Versetzungszeichen (die nicht vom voice
-Stil
gesetzt werden) als Warnungsversetzungszeichen gesetzt werden.
Obwohl alle Versetzungszeichen, die mit default
gesetzt werden,
auch mit diesem Stil gesetzt werden, sind manche Warnungsversetzungszeichen.
piano (Klavier)
Dieser Stil orientiert sich an den Regeln im 20. Jahrhundert für die
Notation von Klaviermusik. Er ist sehr ähnlich mit dem modernen
Stil, aber Versetzungszeichen werden auch über Notensysteme hinweg
für die selbe Akkolade (GrandStaff
oder PianoStaff
) aufgelöst.
Dieser Versetzungszeichenstil wirkt sich standardmäßig auf die gesamte
Akkolade (GrandStaff
oder PianoStaff
) aus.
piano-cautionary (Klavier mit Warnungen)
Dieser Stil verhält sich wie piano
, aber die zusätzlichen
Versetzungszeichen werden als Warnungen ausgegeben:
neo-modern
Dieser Stil richtet sich nach den Regeln für moderne Musik:
Versetzungszeichen werden mit im modern
-Stil gesetzt, aber
sie werden nochmal gesetzt, wenn die gleiche Note später im selben
Takt auftritt – außer die Note wird unmittelbar wiederholt.
neo-modern-cautionary (neo-modern mit Warnungen)
Dieser Stil ähnelt neo-modern
, aber die zusätzlichen
Versetzungszeichen werden als Warnungen gesetzt.
dodecaphonic (Zwölftonmusik)
Dieser Stil orientiert sich an der Notation von sog. Zwölftonmusik, der Stil wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Gebrauch genommen. In diesem Stil erhält jede Note ein Versetzungszeichen, wozu auch Auflösungszeichen zählen.
teaching (didaktisch)
Dieser Stil ist für Lernende bestimmt: der Stil orientiert sich
am modern
-Stil, aber die Alterationen, die sich durch die
Tonart ergeben, werden zusätzlich als Warnungsversetzungszeichen
gesetzt. Eine Ausnahme sind direkt wiederholte Noten.
no-reset (nicht zurücksetzen)
Das ist der gleiche Stil wie default
, aber die Versetzungszeichen
dauern für „immer“ an, nicht nur im aktuellen Takt:
forget (vergessen)
Das ist das Gegenteil von no-reset
: Versetzungszeichen
werden überhaupt nicht erinnert und folgerichtig werden alle
Versetzungszeichen entsprechend der Tonart gesetzt, unabhängig
vom Kontext der Noten. Anders als dodecaphonic
werden nie
Auflösungszeichen gesetzt:
Versetzungszeichen für jede Note im Stil der Zwölftonmusik
In Werken des fürhen 20. Jahrhundert, angefangen mit Schönberg, Berg und Webern (die zweite Wiener Schule), wird jeder Ton der Zwölftonleiter als gleichwertig erachtet, ohne hierarchische Ordnung. Deshalb wird in dieser Musik für jede Note ein Versetzungszeichen ausgegeben, auch für unalterierte Tonhöhen, um das neue Verständnis der Musiktheorie und Musiksprache zu verdeutlichen.
Dieser Schnipsel zeigt, wie derartige Notationsregeln zu erstellen sind.
\score { \new Staff { #(set-accidental-style 'dodecaphonic) c'4 dis' cis' cis' c'4 dis' cis' cis' c'4 c' dis' des' } \layout { \context { \Staff \remove "Key_engraver" } } }
Schnipsel: Tonhöhen.
Referenz der Interna: Accidental, Accidental_engraver, GrandStaff and PianoStaff, Staff, AccidentalSuggestion, AccidentalPlacement, accidental-suggestion-interface.
Gleichzeitig erklingende Noten müssen im sequenziellen Modus eingegeben
werden. Das bedeutet, dass die Versetzungszeichen von Noten in
Akkorden so gesetzt werden, als ob die Noten nacheinander auftreten,
in der Reihenfolge, in der sie im Quelltext erscheinen. Das ist ein
Problem, wenn Versetzungzeichen in einem AKkord voneinander abhängen,
was im Standard-Stil nicht vorkommt. Das Problem kann gelöst werden,
indem man manuell !
oder ?
für die problematischen
Noten schreibt.