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LilyPond-Eingabedateien sind einfache Textdateien, in denen
Text verwendet wird, um Notationssymbole darzustellen. Für
die Notation von Gesangstext muss also sichergestellt sein,
dass ein Buchstabe, etwa d
, nicht als Note, sondern
als Buchstabe „d“ interpretiert wird. Darum gibt es einen
besonderen Modus, in dem Gesangstext geschreiben werden kann,
den „Lyric“-Modus (engl. lyrics = Gesangstext).
Der Gesangstextmodus kann mit der Umgebung \lyricmode
spezifiziert werden, oder indem \addlyrics
bzw.
\lyricsto
eingesetzt wird. In diesem Modus kann
Text mit Akzenten und Satzzeichen notiert werden, und das
Programm geht davon aus, dass es sich auch um Text handelt.
Silben werden wie Noten notiert, indem ihnen ihre Dauer
angehängt wird:
\lyricmode { Twin-4 kle4 twin- kle litt- le star2 }
Es gibt zwei generelle Methoden, die horizontale Orientierung der
Textsilben zu spezifizieren, entweder indem ihre Dauer angegeben wird,
wie oben in dem Beispiel, oder indem die Silben automatisch an den
Noten ausgerichtet werden. Dazu muss entweder \addlyrics
oder \lyricsto
eingesetzt werden.
Ein Wort oder eine Silbe beginnt mit einem alphabetischen Zeichen und endet mit einem Leerzeichen oder einer Zahl. Die folgenden Zeichen können beliebig sein, außer Leerzeichen und Zahlen.
Jedes Zeichen, das nicht Leerzeichen noch Zahl ist, wird als Bestandteil
der Silbe angesehen. Eine Silbe kann also auch mit }
enden,
was oft zu dem Fehler
\lyricmode { lah- lah}
führen kann. Hier wird }
als Teil der letzten Silbe gerechnet, so
dass die öffnende Klammer keine schließende Klammer hat und die Eingabedatei
nicht funktioniert.
Auch ein Punkt, der auf eine Silbe folgt, wird in die Silbe inkorporiert. Infolgedessen müssen auch um Eigenschaftsbezeichnungen Leerzeichen gesetzt werden. Ein Befehl heißt also nicht:
\override Score.LyricText #'font-shape = #'italic
sondern
\override Score . LyricText #'font-shape = #'italic
Um mehr als eine Silbe einer einzelnen Note zuzuweisen, kann
man die Silben mit geraden Anführungszeichen umgeben (Shift+2)
oder einen Unterstrich (_
) benutzen, um Leerzeichen
zwischen die Silben zu setzen, bzw. die Tilde (~
)
einsetzen, um einen Bindebogen zu erhalten.
\time 3/4 \relative c' { c2 e4 g2 e4 } \addlyrics { gran- de_a- mi- go } \addlyrics { pu- "ro y ho-" nes- to } \addlyrics { pu- ro~y~ho- nes- to }
Dieser Bindebogen ist definiert als das Unicode-Zeichen
U+203F
; es muss deshalb sichergestellt werden,
dass eine Schriftart benutzt wird (wie etwa DejaVuLGC),
die dieses Zeichen enthält. Mehr Information zur
Schriftartauswahl findet sich in Schriftarten.
Um Gesangstext mit Akzenten, Umlauten, besonderen Zeichen oder anderen Alphabeten zu setzen, müssen diese Zeichen direkt in den Text geschrieben werden und die Datei als UTF-8 gespeichert werden. Für weitere Information siehe Zeichenkodierung.
\relative c' { e4 f e d e f e2 } \addlyrics { He said: “Let my peo ple go”. }
Um gerade Anführungszeichen im Gesangstext zu verwenden, müssen sie mit einem Backslash markiert werden, beispielsweise:
\relative c' { \time 3/4 e4 e4. e8 d4 e d c2. } \addlyrics { "\"I" am so lone- "ly\"" said she }
Die vollständige Definition eines Wortanfangs im Gesangstextmodus ist jedoch etwas komplizierter.
Eine Silbe im Gesangstextmodus beginnt mit: einem alphabetischen Zeichen,
_
, ?
, !
, :
, '
, den Kontrollzeichen ^A
bis ^F
, ^Q
bis ^W
, ^Y
, ^^
,
einem beliebigen 8-Bit-Zeichen mit ASCII über 127, oder
Zeichenkombinationen, in denen ein Backslas mit `
, '
,
"
oder ^
kommbiniert wird.
Um Variablen zu definieren, in denen sich Gesangstext befindet, muss
die lyricmode
-Umgebung benutzt werden:
stropheEins = \lyricmode { Joy to the world the Lord is come } \score { << \new Voice = "eins" \relative c'' { \autoBeamOff \time 2/4 c4 b8. a16 g4. f8 e4 d c2 } \addlyrics { \stropheEins } >> }
Notationsreferenz: Schriftarten.
Referenz der Interna: LyricText, LyricSpace.