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Automatische Versetzungszeichen

Es gibt viele unterschiedliche Regeln, wie Versetzungszeichen notiert werden. LilyPond hat eine Funktion, mit der spezifiziert werden kann, welcher Stil benutzt werden soll. Diese Funktion kann man wie folgt benutzen:

\new Staff <<
  #(set-accidental-style 'voice)
  { ... }
>>

Der Versetzungszeichenstil bezieht sich auf das aktuelle Notensystem in der Standardeinstellung (eine Ausnahme bilden die Stile piano und piano-cautionary, die weiter unten erklärt werden). Die Funktion kann aber auch ein zweites Argument erhalten, mit der spezifiziert wird, auf welchen Bereich sich der neue Stil erstreckt. Um etwa den neuen Stil in allen Systemen einer Stimmbruppe (StaffGroup) zu benutzen, müsste der Befehl so aussehen:

#(set-accidental-style 'voice 'StaffGroup)

Folgende Versetzungszeichenstile sind unterstützt. Um jeden Stil zu erklären, wird folgendes Beispiel benützt:

     
     NotenA = {
       <<
         \relative c' {
           cis'8 fis, d'4 <a cis>8 f bis4 |
           cis2. <c, g'>4 |
         }
         \\
         \relative c' {
           ais'2 cis, |
           fis8 b a4 cis2 |
         }
       >>
     }
     
     NotenB = {
       \clef bass
       \new Voice {
         \voiceTwo \relative c' {
           <fis, a cis>4
           \change Staff = oben
           cis'
           \change Staff = unten
           <fis, a>
           \change Staff = oben
           dis' |
           \change Staff = unten
           <fis, a cis>4 gis <f a d>2 |
         }
       }
     }
     
     \new PianoStaff {
       <<
         \context Staff = "oben" {
           #(set-accidental-style 'default)
           \NotenA
         }
         \context Staff = "unten" {
           #(set-accidental-style 'default)
           \NotenB
         }
       >>
     }

[image of music]

Die letzten Zeilen des Beispiels könnten auch mit folgendem Code ersetzt werden, solange der gleiche Versetzungszeichenstil in beiden Systemen benutzt werden soll:

\new PianoStaff {
  <<
    \context Staff = "up" {
      %%% change the next line as desired:
      #(set-accidental-style 'default 'Score)
      \musicA
    }
    \context Staff = "down" {
      \musicB
    }
  >>
}
default (Standard)
Das ist das Standardverhalten. Es entspricht der Konvention für Notation von Musik des 18. Jahrhunderts: Versetzungszeichen werden bis zum Taktende erinnert, in dem sie gesetzt wurden, und nur in ihrer eigenen Oktave. Im nächsten Beispiel wird also kein Auslösungszeichen vor dem b (H) im zweiten Takt oder dem letzen c gesetzt:

[image of music]


voice (Stimme)

Das normale Verhalten ist es, die Versetzungszeichen auf der Notensystemebene zu erinnern. In diesem Stil aber werden Versetzungszeichen individuell für jede Stimme errechnet. Abgesehen davon gelten die Regeln des Standardstiles (default).

Das hat zur Folge, dass Versetzungszeichen von einer Stimme in der anderen nicht aufgelöst werden, was oft ein unerwünschtes Ergebnis ist: im folgenden Beispiel kann man schwer sagen, ob das zweite a unalteriert oder erhöht gespielt werden soll. Die voice-Option sollte also nur benutzt werden, wenn die Stimmen separat von unterschiedlichen Musikern gelesen werden. Wenn das System nur von einem Musiker benutzt wird (etwa der Dirigent oder ein Klavierspieler), dann sind die Stile modern oder modern-cautionary besser.

[image of music]


modern (Modern)

Dieser Stil orientiert sich an den üblichen Regeln für das 20. Jahrhundert. Die gleichen Versetzungszeichen wie im Standardstil werden gesetzt, allerdings mit zwei Ausnahmen, die Uneindeutigkeiten verhindern sollen: nach vorübergehenden Versetzungszeichen werden Auflösungszeichen auch im folgenden Takt gesetzt (für Noten innerhalb der selben Oktave) und im gleichen Takt für Noten in unterschiedlichen Oktaven. Daher kommen also die Auflösungszeichen vor dem H und dem C im zweiten Takt des oberen Systems:

[image of music]


modern-cautionary (Modern mit Warnungen)

Dieser Stil ähnelt modern, aber die „zusätzlichen“ Versetzungszeichen (die normalerweise nicht gesetzt werden) werden als Warnungen gesetzt. In der Standardeinstellung werden sie in Klammern gesetzt, aber sie können auch in kleinerer Größe gesetzt werden, wenn man die cautionary-style-Eigenschaft von AccidentalSuggestion definiert.

[image of music]


modern-voice (Modern für Stimmeen)

Diese Regel wird für vielstimmige Noten benutzt, die sowohl von unterschiedlichen Spielern für jede Stimme als auch von einem Spieler für alle Stimmen benutzt. Versetzungszeichen werden für jede Stimme gesetzt, aber sie werden über die Stimme hinweg aufgelöst innerhalb des selben Notensystems. Das a im letzten Takt ist also aufgelöst, weil die vorigen Auflösung in einer anderen Stimme stattgefunden hatte, und das d im unteren System ist aufgelöst wegen eines Versetzunszeichens in einer anderen Stimme im vorigen Takt:

[image of music]


modern-voice-cautionary (modern mit Warnungen für einzelne Stimmen)
Dieser Stil ist der gleiche wie modern-voice, nur dass hier die zusätzlichen Versetzungszeichen (die nicht vom voice-Stil gesetzt werden) als Warnungsversetzungszeichen gesetzt werden. Obwohl alle Versetzungszeichen, die mit default gesetzt werden, auch mit diesem Stil gesetzt werden, sind manche Warnungsversetzungszeichen.

[image of music]


piano (Klavier)

Dieser Stil orientiert sich an den Regeln im 20. Jahrhundert für die Notation von Klaviermusik. Er ist sehr ähnlich mit dem modernen Stil, aber Versetzungszeichen werden auch über Notensysteme hinweg für die selbe Akkolade (GrandStaff oder PianoStaff) aufgelöst.

Dieser Versetzungszeichenstil wirkt sich standardmäßig auf die gesamte Akkolade (GrandStaff oder PianoStaff) aus.

[image of music]


piano-cautionary (Klavier mit Warnungen)

Dieser Stil verhält sich wie piano, aber die zusätzlichen Versetzungszeichen werden als Warnungen ausgegeben:

[image of music]


neo-modern

Dieser Stil richtet sich nach den Regeln für moderne Musik: Versetzungszeichen werden mit im modern-Stil gesetzt, aber sie werden nochmal gesetzt, wenn die gleiche Note später im selben Takt auftritt – außer die Note wird unmittelbar wiederholt.

[image of music]


neo-modern-cautionary (neo-modern mit Warnungen)

Dieser Stil ähnelt neo-modern, aber die zusätzlichen Versetzungszeichen werden als Warnungen gesetzt.

[image of music]


dodecaphonic (Zwölftonmusik)

Dieser Stil orientiert sich an der Notation von sog. Zwölftonmusik, der Stil wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Gebrauch genommen. In diesem Stil erhält jede Note ein Versetzungszeichen, wozu auch Auflösungszeichen zählen.

[image of music]


teaching (didaktisch)

Dieser Stil ist für Lernende bestimmt: der Stil orientiert sich am modern-Stil, aber die Alterationen, die sich durch die Tonart ergeben, werden zusätzlich als Warnungsversetzungszeichen gesetzt. Eine Ausnahme sind direkt wiederholte Noten.

[image of music]


no-reset (nicht zurücksetzen)

Das ist der gleiche Stil wie default, aber die Versetzungszeichen dauern für „immer“ an, nicht nur im aktuellen Takt:

[image of music]


forget (vergessen)

Das ist das Gegenteil von no-reset: Versetzungszeichen werden überhaupt nicht erinnert und folgerichtig werden alle Versetzungszeichen entsprechend der Tonart gesetzt, unabhängig vom Kontext der Noten. Anders als dodecaphonic werden nie Auflösungszeichen gesetzt:

[image of music]

Ausgewählte Schnipsel

Versetzungszeichen für jede Note im Stil der Zwölftonmusik

In Werken des fürhen 20. Jahrhundert, angefangen mit Schönberg, Berg und Webern (die zweite Wiener Schule), wird jeder Ton der Zwölftonleiter als gleichwertig erachtet, ohne hierarchische Ordnung. Deshalb wird in dieser Musik für jede Note ein Versetzungszeichen ausgegeben, auch für unalterierte Tonhöhen, um das neue Verständnis der Musiktheorie und Musiksprache zu verdeutlichen.

Dieser Schnipsel zeigt, wie derartige Notationsregeln zu erstellen sind.

     
     \score {
       \new Staff {
         #(set-accidental-style 'dodecaphonic)
         c'4 dis' cis' cis'
         c'4 dis' cis' cis'
         c'4 c' dis' des'
       }
       \layout {
         \context {
         \Staff
         \remove "Key_engraver"
         }
       }
     }

[image of music]

Siehe auch

Schnipsel: Tonhöhen.

Referenz der Interna: Accidental, Accidental_engraver, GrandStaff and PianoStaff, Staff, AccidentalSuggestion, AccidentalPlacement, accidental-suggestion-interface.

Bekannte Probleme und Warnungen

Gleichzeitig erklingende Noten müssen im sequenziellen Modus eingegeben werden. Das bedeutet, dass die Versetzungszeichen von Noten in Akkorden so gesetzt werden, als ob die Noten nacheinander auftreten, in der Reihenfolge, in der sie im Quelltext erscheinen. Das ist ein Problem, wenn Versetzungzeichen in einem AKkord voneinander abhängen, was im Standard-Stil nicht vorkommt. Das Problem kann gelöst werden, indem man manuell ! oder ? für die problematischen Noten schreibt.

Andere Sprachen: English, français, español.